Teile von Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien stehen unter Wasser. Ursache dafür sind vordergründig die enormen Regenmengen. Doch vor allem indirekt steckt die Flächenversiegelung dahinter:
1. Versiegelte Flächen beschleunigen den Abfluss.
Je mehr Fläche versiegelt ist, desto schneller rinnt das Regenwasser ab. Die Folge: Sehr viel Wasser gelangt gleichzeitig in die Bäche und Flüsse – und lässt diese schneller über die Ufer treten.
2. Versiegelte Flächen reduzieren die Versickerung.
Gleichzeitig verunmöglicht die Flächenversiegelung die Versickerung: Das Wasser rinnt ab, anstatt – zumindest teilweise – im Boden zu versickern. Das erhöht die Wassermengen an der Oberfläche zusätzlich.
3. Flächenversiegelung verursacht direkte Treibhausgas-Emissionen.
Wenn Straßen oder Gebäude errichtet oder saniert werden, entstehen dabei große Mengen an Treibhausgas-Emissionen. Asphalt und Beton sind besonders CO2-intensiv, aber auch die Rodung von Wäldern oder die Trockenlegung von Mooren verursachen Treibhausgase. Die dadurch steigende Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre führt dazu, dass Starkregenereignisse wahrscheinlicher werden.
4. Der Verlust von Natur verringert die Aufnahme von CO2.
Pflanzen können insbesondere in Form von Wäldern CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen. Ähnliches gilt auch für Moore. Werden die Bäume gefällt, die Moore trockengelegt und die Flächen versiegelt, entstehen nicht nur Emissionen, es verschwinden auch bisherige „Senken“, um die Treibhausgas-Konzentration wieder zu reduzieren.
5. Versiegelte Flächen werden für CO2-intensive Tätigkeiten genutzt.
Die größte Wirkung entsteht aber dadurch, dass die Versiegelung meist der erste Schritt zu einer besonders emissionsintensiven Nutzung der Flächen ist: Egal, ob diese dann als Fahrbahn, Parkplatz oder für die Errichtung eines Gebäudes verwendet wird – der Kfz-Verkehr und der Energieverbrauch der Gebäude, die auf diesen Flächen stattfinden, führen über die Jahre hinweg in aller Regel zu viel mehr Treibhausgas-Emissionen als die Errichtung an sich.
Fazit: Je mehr Flächen versiegelt werden, desto schlimmer werden die Hochwasser-Katastrophen.
Die Flächenversiegelung wirkt direkt auf die Hochwasser-Situation, indem sie den Abfluss beschleunigt und die Versickerung verhindert. Vor allem aber wirkt sie indirekt, indem die Errichtung und noch mehr die Nutzung von Straßen, Parkplätzen und Gebäuden über die Jahre hinweg eine steigende Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre versachen, die wiederum die Wahrscheinlichkeit für Extremniederschläge deutlich erhöht.
Um dagegen vorzugehen, wären eine massive Reduktion der Neu-Versiegelung sowie die Renaturierung versiegelter Flächen nötig. Das EU-Renaturierungsgesetz ist ein Schritt in diese Richtung, doch die Wiederherstellung naturnaher Ökosysteme dauert Jahrzehnte und verursacht selbst abermals Emissionen. Umso wichtiger wären verbindliche Obergrenzen für die Neu-Versiegelung, was in Österreich bisher insbesondere an den ÖVP-regierten Bundesländern scheiterte.
Man wird sehen, ob die Hochwasser-Katastrophe hier ein Umdenken bewirkt – oder einfach weiterhin bedenkenlos Straßen, Parkplätze und Einkaufszentren errichtet werden …
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